Denkmal Altarwand

ALTARWAND DES EHEMALIGEN EVANGELICHE GEMEINDEHAUSES IN ZERNSDORF

Karl-Marx-Straße 52

 

Altarwand nach 1961

Foto, nach 1961

Altarwand 2009

Foto von 2009

 

Wandbild im ehemaligen Zernsdorfer Gemeindehaus der evang. Kirche
Erwin Hahs, 1961
(über dem Altartisch: "Es ist vollbracht" - Erwin Hahs, 1937, Holzschnitt 60 x 53 cm)

Der Maler, Grafiker, Lehrer und Bühnenbildner Professor Erwin Hahs zieht 1956 mit seiner Ehefrau Iris Hahs-Hoffstetter und der Tochter Gabriele von Halle in das Haus seiner älteren Tochter Gunda und deren Mann in der Zernsdorfer Friedrich-Engels-Straße 156.
Ausführliche Beschreibung der biografie von Professor Erwin Hahs und seine Frau Iris Hahs-Hoffstetter sind unter den Links auf dieser Homepage zu finden und sollenhier nicht weiter beschrieben werden.

Hier in Zernsdorf entstehen neben vielen anderen auch einige abstrakte und häufig religiöse Werke des Künstlerpaares.
In der Gestaltung der bis dahin schmucklosen Altarwand des evangelischen Gemeindehauses (Zernsdorf, Karl-Marx-Str. 52) verbindet Erwin Hahs den abstrakten Ausdruck mit religiösem Inhalt zu einer Gesamtkomposition im Bauhaus'schem Sinne.
Leider ist der Altartisch, der einst vor der dunkelblauen Mittelfläche stand und auf dessen Kanten die jeweils schrägen Linien zuliefen nicht mehr erhalten. Die Farbgestaltung und die schrägen Linien stellten den Altartisch einst optisch vor die Wand und verleihen dem Raum zusätzlich Tiefe. Die einzelnen Farbflächen erinnern an Steinformationen, von einem fernen Licht beschienen und mit Blumen geschmückt. Erwin Hahs hat zum Inhalt der Wandgestaltung keine Aussage getroffen und lädt damit den Betrachter zu seiner ganz eigenen Deutung ein.

Es ist  d a s  Spätwerk in der Reihe der Wandbilder und das einzig erhalten gebliebene dazu! Seine früheren Wandgestaltungen wurden alle zerstört: Die ersten nach 1933 - Hahs wurde in seiner künstlerischen Ausdrucksweise als "entarterter Künstler" gleichgestellt. Dies wirkte auch noch über die Jahre nach 1945 hinaus. Das in der Öffentlichkeit wohl bekannteste Wandbild im Speisesaal im Bunawerk Schkopau" fiel, weil es bei einem sowjetischen Oberst Missfallen erregte, "Umbauarbeiten"  des Speisesaales zum Opfer. (Marcus Kenzler. Der Blick in die andere Welt: Einflüsse Lateinamerikas auf die Bildende der DDR, Bd. 18 von Theorie der Gegenwartskunst, LIT Verlag Münster 2012, Seite 53)

 

Wandbild in den BUNA-Werken

Erwin Hahs - "Wandbild im Speisesaal der Abteilung C 45 im Bunawerk Schkopau"
(Fresco-Secco, 3,50 x 12 Meter, 1949)
(Foto: Willi Sitte)

 

Das Zernsdorfer Gemeindehaus der evangelischen Lukas-Kirchen-Gemeinde in der Karl-Marx-Straße 52 wird im Gemeindeleben im Jahre 2008 nicht mehr benötigt. Folglich wird die Immobilie in Erbbaupacht an Privat veräußert, ohne dass man dem darin befindlichen Kunstwerk eine Bedeutung beimisst. Die neuen Eigentümer planten, das alte Haus komplett abzureißen und sich an dessen Stelle ein neues Wohnhaus zu bauen.
In buchstäblich letzter Minute machen die in Zernsdorf lebende jüngere Hahs'sche Tochter Gabriele und deren Mann auf den drohenden Verlust des Wandbildes aufmerksam. Daraufhin wird am 18. Juni 2009 das Wandbild in den Denkmalbestand des Landkreises Dahme-Spreewald übernommen.
Das Haus darf abgerissenwerden, die Altarwand bleibt erhalten und wird vorübergehend "eingepackt", um später nach der Umprojektierung des Hausprojektes in das Wohnhaus integriert zu werden. Möglichst soll es zu besonderen Gelegenheiten, wie Tag des offenen Denkmals, der Öffentlichkeit zugänglich sein.
Am 18. Dezember 2011 werden in der Königs Wusterhausener Reihe "Lebendiger Adventskalender" erstmalig die Gartentore der Karl-Marx-Straße 52 für die Öffentlichkeit geöffnet und vor dem Wandbild werden von den Besuchern gemeinsam Weihnachtslieder gesungen.

 

Geschütze Altarwand

Schutz der Altarwand in Vorbereitung des Gebäudeabbruchs

Das "Bildpaket" mit der Altarwand

Das "Bildpaket" mit der Altarwand

 

 

Alte Altarwand in neuem Haus

Am 18. Dezember 2011: Die alte Altarwand in neuer Ansicht

 

 

Fazit: Das letzte Wandbild von Erwin Hahs bleibt uns erhalten. Um es aber auch dauerhaft für kommende Generationen zu bewahren, bedarf es noch dringend einer erhaltenden Restauration. Und vielleicht auch den Nachbau des verlorengegangenen Altartisches, damit die originale Wirkung wieder hergestellt wird. Es könnte, aber muss nicht, schwierig werden, denn die Immobilie hat einen neuen Eigentümer bekommen!

(Bearbeitungsstand: 31. August 2019)