Hahs - Werke in Kirchen der Region
Zernsdorf
Kapelle - Historischer Friedhof
Karl-Marx-Straße 17, 15712 Königs Wusterhausen
Dreiflügliges Altarbild
Im mittleren Bild steht der auferstandene Christus als Lichtgestalt siegreich über dem geborstenen Felsengrab.
Seine Gestalt wird eingehüllt von einem Mantel aus Licht und leuchtet in schwachem Blau und Gold - wie ein Sternenhimmel bei Sonnenaufgang. Ein schwacher Feuerschein kündet noch von der Urgewalt der Auferstehung.
Christus scheint in eine ferne Zukunft zu sehen. Und doch blickt er jeden Betrachter direkt an und, ihn segnend, hat er die stigmatisierten Hände erhoben. - Schaut her, ich bin’s, der für euch gestorben ist! - Zu seinen Füßen liegen im Dunkel bedrohlich die gewaltigen Felsblöcke als Symbol des Leidensweges und erlittenen Todes. Und Christus steht im Licht des Lebens, das aus einem hohen Himmel herab strahlt - ein Hoffnungsstrahl in dunkler Zeit.
Auf dem linken Flügel ist inmitten einer Dornenkrone das Opferlamm, Christus symbolisierend mit einer Fahne dargestellt. Die griechischen Buchstaben “X P” (chi und rho) darauf stehen als Kürzel für den Namen “Christus”.
Auf dem rechten Flügel steht, umhüllt von einem Strahlenkranz, der gefüllte Kelch des Heiligen Abendmahls, über ihm schwebt die Hostie, beides sind die Symbole für das Blut und den Leib Christi. Mit den Flügelteilen kann das Altarbild geschlossen werden. “Singet und betet” lautet die Inschrift als Botschaft, damit verschlossene Türen aufgetan werden und das scheinbar Unmögliche, die Überwindung des Todes, Wirklichkeit wird!
Ehem. Evangelisches Gemeindehaus
(heute Integration in priv. Wohnhaus)
Karl-Marx-Straße 54, 15712 Königs Wusterhausen
Wandbild
Das Wandbild im Zernsdorfer Gemeindehaus der Evangelischen Kirche (Karl-Marx-Straße 52), als das Gemeindehaus noch in Nutzung war (bis Anfang 2007).
Das Kunstwerk selbst wurde am 18. Juni 2009 in den Denkmalbestand des Landkreises Dahme-Spreewald aufgenommen. Es ist das einzige der Hahs'schen Wandbilder, dass die politischen Zeitenwechsel überdauert hat und erhalten blieb.
Über dem Altartisch der Farbholzschnitt "Es ist vollbracht" (1937) von Erwin Hahs.
Das Gemeindehaus wurde 2009 abgerissen; die Bildwand bleibt bestehen und wird in den Anbau eines Wohnhauses integriert. Der öffentliche Zugang zum Kunstwerk soll zu besonderen Anlässen gewährleistet werden.
Tagebucheintrag von Erwin Hahs am 23. August 1961: „Seit zwei Tagen male im kleinen Gemeindehaus eine Altarwand.“ Er möchte dem Raum, der einem einfachen und schmucklosen Schulklassenzimmer ähnlich ist, die „Würde eines Gebetes“ geben. Gesundheitliche Probleme mit dem Herzen geben das Arbeitstempo vor: „Ich gehe mit großer Ruhe an die Wand, vermeide jede Aufregung…“ Als das Bild dann fertig ist, findet es nicht nur wohlwollenden Zuspruch. Einige Betrachtes können mit ihm nicht viel anfangen.
Erwin Hahs selbst gibt dem Betrachter keine Erklärung zum Bild, sondern er meint: „Jetzt muß das Werk für sich sprechen.“
Man kann sich jedoch denken, dass im Wandbild nicht nur die Angst um das eigene kranke Herz, sondern auch die politische Turbulenz der Zeit (Tage um den Mauerbau am 13. August 1961) und die Hoffnung auf eine bessere und friedvolle Zukunft den künstlerischen Ausdruck mit bestimmen.
Wernsdorf (Königs Wusterhausen)
Dorfkirche
Jovestraße 1, 15713 Königs Wusterhausen
Bildfelder des Altars
"Neues Altarbild und warme Bänke in der Wernsdorfer Kirche"
"Seit Dezember (2007) haben wir doppelten Grund zur Freude über die weitere Fertigstellung zweier wichtiger und langersehnter Projekte in unserer schön sanierten Wernsdorfer Dorfkirche. Dank der Spende der Stadt Königs Wusterhausen und der in 2007 eingeworbenen Spenden durch den Kirchbauverein sind nun auch die letzten Bänke mit einer Elektroheizung versehen, die mit einer angenehmen Temperierung „untenrum“ Veranstaltungen in der kühlen Jahreszeit ermöglichen.
Eine wunderbare „Augenweide“ ist das neue Altarbild, welches teilweise an Heiligabend erstmals bewundert werden konnte. Auf große Platten aufgezogen, hängen 13 farbige Bilder, die wie einzelne Puzzlesteine ein Gesamtbild mit dem Namen „Dona nobis pacem“ (übers.: Gib uns Frieden!) ergeben. Ursprünglich als Entwurf für ein großes Glasfenster gemalt, welches jedoch als solches nie angefertigt worden ist, besitzen die einzelnen Bilder eine solch große Farbigkeit und Leuchtkraft, dass sie fast realistisch wie von hinten beleuchtet aussehen. Dargestellt ist der gekreuzigte Jesus, dem zur rechten Seite in stilisierten Einzelmotiven positive Figuren und Symbole christlicher Frömmigkeit und zur linken Seite biblische Personen und Motive, die das Böse verkörpern, gegeben sind. Den oberen Abschluss bildet ein farbig prächtiger „Heiliger Geist“ in Gestalt einer großen Taube.
Der Glasfensterentwurf stammt von Erwin Hahs (1887-1970) und entstand Mitte der 50er Jahre, seinen letzten Jahren als Professor der Malklasse an der Hallenser Burg Giebichenstein (wo ihm u.a. auch Hubert und Dora Kleemann als Schüler begegneten, von denen der kleine blaue Wandteppich stammt, der bisher an der Altarwand hing). Seinen Lebensabend verlebte Erwin Hahs im nahen Zernsdorf, wo in der dortigen Kapelle ein von ihm gestalteter Flügelaltar steht. Nach seinem Tod hinterließ er ein umfangreiches Werk. In den vergangenen Monaten waren seine Bilder in verschiedenen Ausstellungen in Potsdam, Beeskow, Bad Saarow und Wittenberg, wo auch dieser Glasfensterentwurf erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Das Zernsdorfer Ehepaar Jürgen und Gabriele Winter, geb. Hahs, hatte im Jahre 2005 die Idee, diese Blätter dem Gemeindekirchenrat vorzustellen mit der Frage, ob dieses bisher unbekannte Werk den Altarraum der Wernsdorfer Kirche schmücken könnte. Dieses Angebot wurde nach Absprache mit dem Kirchbauverein hocherfreut angenommen. Der bisherige Altar-Teppich wird einen anderen ehrenvollen Platz in unserer Gemeinde erhalten.
Die Reproduktionen der Originalblätter zog der bekannte Fotografiker Ernst Lau auf Platten, die mit einer Schutzfolie überzogen nun fast die ganze Raumhöhe der Altarwand einnehmen. In einem festlichen Gottesdienst am Karfreitag, dem 21. März [2008] um 14 Uhr wird erstmals das vollständige Kunstwerk zu sehen sein. Wir sind sehr dankbar und froh über diese schöne „beredt gestaltete“ Altarwand, deren Bilder alleine schon mehrere Predigten für sich sind.
(Friederike Winter)"
Zitat aus: "Gemeindebrief Spreenhagen Neu Zittau Wernsdorf Gosen Neuhartmannsdorf, Februar/März 2008"
der Evangelischen Kirchengemeinden Neu Zittau und Spreenhagen
Drewitz
Alt Drewitz, 14480 Potsdam, Dorfkirche
Tryptichon vom Kreuz
Erwin Hahs - Tagebucheinträge
zum Bildwerk "Triptychon vom Kreuz"
11. April 1958
1. Kreuz in Verwirrung -
2. Kreuz in Versuchung -
3. Kreuz in Erfüllung –
Ein Triptychon, das ich begonnen habe – 1 und 2 sind vorläufig beendet, das Schwerste „Kreuz in Erfüllung“ will ich – oder kann ich hoffentlich in den nächsten Tagen beginnen. Solange dieses Kreuz sich in mir selber nicht erfüllt – kann ich es nicht erfühlen, kann ich es nicht erkennen, kann ich es nicht gestalten.
Es brauchen doch nicht mehr als zwei Striche zu sein, ein senkrechter und ein waagerechter – das ist sehr schwer.
8. Mai 1958
Triptychon
Kreuz in Verwirrung - Kreuz in Erfüllung - Kreuz in Versuchung
Eine schwere Aufgabe
8. Juni 1958
Kreuz in Verwirrung, Kreuz in Versuchung, Kreuz in Erfüllung, - wie schwer ist dieses zu malen, am schwersten Kreuz in Erfüllung. Wieviel leichter hat es ein Schriftsteller, ein solches Thema in Sätze zu bannen. Ich meine nicht den Schwätzer, den gibt es in der Malerei – sondern den Dichter, der durch das Wort im Denkapparat des Lesers oder Hörers, eben durch die Mitarbeit des Lesers oder Hörers seinen Inhalt und sein dichterisches Thema zum Ausdruck bringt. Er braucht doch nur in seiner besonderen Art oder Betonung zu sagen: „Kreuz in Erfüllung“. Der gute Hörer oder Leser wird das Wortbild in echter visionärer Begabung erleben.
29. Dezember 1958
Am vorletzten Tage des Jahres erhalte ich heute eine scharfe Kritik über die christliche Ausstellung in Halle. Görn*, welcher eine bejahende Rezension geschrieben hat, worinnen er die abstrakte Kunst bejaht. Ich, der das Triptychon „Die drei Kreuze“ gemalt hat, Rataiczyk **, der das Hiroshimabild eingesandt hat – wir drei werden scharf zurückgewiesen, mit der Feststellung der Redaktion, dass unsere „kapitalistische“ Einstellung zur abstrakten Kunst verneinet, das geht bis zur Nato-Verdächtigung. Also eine ganz politische Kritik, die mit der künstlerischen Qualität gar nichts zu tun hat.
Diese Ölgemälde wurden in einem Weihegottesdienst am Sonntag, den 10. April 2011,
durch den Pfarrer Andreas Neumann den Gemeindemitgliedern vorgestellt.
Peter und Sieglinde Lehmann stifteten diese Bilder anlässlich ihrer kirchlichen Trauung
in der Dorfkirche Alt-Drewitz im Oktober 2010.
Anmerkungen:
* Dr. Hermann Goern, Halle - Kunsthistoriker
** Werner Rataiczyk, Halle - Maler, Grafiker, Glaskünstler, Textilgestalter (Gobelins - in Zusammenarbeit mit Rosemarie Rataiczyk)
(Bearbetungsstand: 26. August 2019)