Kurt von Einsiedel & Dahlienzucht

Senta & Kurt von Einsiedel

KURT FRANZ WALTER VON EINSIEDEL 
(5. August 1900, Berlin-Charlottenburg - 23. März 1967, Neustadt am Rübenberge)

entstammt dem Zweig Prießnitz des alten meißnischen Adelsgeschlechts Einsiedel, das 1299 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Seine Eltern waren: Hans Curt von Einsiedel (1. April 1867, Görlitz - 3. November 1942, Zernsdorf) & Anna Luise Emma „Emmy“ Hemmerling (13. Juli 1874, Berlin - 6. Mai 1938, Königs Wusterhausen). Aus dieser am 6. August 1897 in Berlin geschlossenen Ehe ging Kurt von Einsiedel als einziges Kind hervor.

Kurt von Einsiedel war dreimal verheiratet. Die Ehe mit Irmgard Schotte (1900-?) wurde 1927 in Berlin geschlossen. Sie endete 1939 durch Scheidung. Die zweite Ehe 1940 in Berlin-Schöneberg mit Franzika Keck (geb. 1906 in Elberfeld) endete mit dem Suizid der Ehefrau 1946 in Zernsdorf. 
Das nebenstehende Foto zeigt Kurt von Einsiedel und Senta von Schmude (1915, Berlin - ?, Neustadt am Rübenberge) am Tage ihrer Eheschließung in Zernsdorf,
dem 1. Juli 1947. 

Im Juli 1960, ein Jahr vor Errichtung der "Mauer", kamen Kurt von Einsiedel mit Ehefrau Senta von einer Reise nach Kassel nicht wieder nach Zernsdorf zurück.
An dem neuen Wohnort des Ehepaares, Neustadt am Rübenberge, ist Kurt von Einsiedel keiner beruflichen Tätigkeit mehr nachgegangen sein. Nach dem Tod von Kurt von Einsiedel ging Senta von Einsiedel eine zweite Ehe ein. 

 

Vor allem die Züchtung von Dahlien, (darunter viele, die Zernsdorf im Namen trugen, wie Zernsdorfer Sonne und Zernsdorfer Gold, Zernsdorfer Romanze, Zernsdorfer Eroica...)
vom
GUT ZERNSDORF, KREIS TELTOW, ABTEILUNG GARTENBAU - KURT VON EINSIEDEL -

machten diesen Gartenbaubetrieb und durch die Namensgebung auch Zernsdorf über Deutschland hinaus berühmt. m Alter von 24 Jahren gründete er 1924 auf dem Grundbesitz seines Vaters in Zernsdorf einen Gartenbaubetrieb. Dieser Betrieb wurde, und über Zernsdorf bis nach Übersee hinaus, bekannt vor allem durch die Zucht von Dahlien. Aber auch Gladiolen und andere Blumensorten wurden erfogreich kultiviert. Seine Züchtungen wurden mehrmals von der Deutschen Gartenbaugesellschaft Berlin mit Medaillen prämiert. In der Fachliteratur fanden die Züchtungen des Gutes Zernsdorf oft lobende Erwähnungen.

Medaille
1931 - Medaille der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft in Berlin ​für die Zuchtergebnisse des Gutes Zernsdorf

Bereits 1933 wurden Einsiedelsche Dahlien in das internationale Dahlienzuchtverzeichnis eingetragen. Auf Internationalen Blumenschauen fanden die Dahlien große Beachtung, doch auch in der Region, wie 1933 in der Gartenschau in "Riedels Gasthof" in Neue Mühle bei Königs Wusterhausen oder auf Blumenschauen in Zernsdorf direkt, wurden sie dem Blumenliebhaber aus Nah und Fern vorgestellt.        
Vom Gut in der Zernsdorfer Forststraße (heute Friedrich-Engels-Straße) wurden die Dahlienknollen in alle Welt exportiert.
 

Dahlien-Sortenliste

      Dahlienkatalog von 1957

Ehemaliges Gutshaus

Das ehemalige Gutshaus des Gutes Zernsdorf

Gewächshäuser

Gewächshäuser des Gutes Zernsdorf, Werner Buchholz, Aquarell, 1951

Die Dahlienzucht von Kurt von Einsiedel wurde nach seiner "Republikflucht", wie es im DDR-Jargon hieß, im Jahre 1960 von der Zernsdorfer LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgesellschaft), die die Anbaufläche des Gutes übernommen hatte, nur mit Desinteresse und somit erfolglos weitergeführt. Der Gartenbaubetrieb wurde durch die LPG schließlich ganz aufgegeben.

Die Dahlienzucht ist ein schnelllebiges Geschäft: Ständig werden neue Sorten angeboten und die alten sind schnell vergessen.
Da ist die Frage nach mehr als 50 Jahren fast vermessen:  Hat  ein Dahlienliebhaber eine oder mehrere Dahlien, die aus der Zernsdorfer Zucht stammen, über diesen langen Zeitraum am Leben erhalten oder kann jemand, der mit diesem Metier zu tun hat, etwas über die "Zernsdorfer" Dahlien oder auch den Einsiedel'schen Gartenbetrieb etwas berichten?
Dass eines Tages vielleicht ein Ableger einer der Sorten, die von Zernsdorf in alle Welt verschickt wurden, nach hierher zurückkehrt und im Garten des Bürgerhauses Zernsdorf blühen wird, kann nach so vielen Jahren nur noch ganz vage gehofft werden - aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt!

(Bearbeitungsstand: 30 Juli 2019)